Wie Facebooks neue Suchfunktion die Privatsphäre weiter aushöhlt

Wer Facebook auf Englisch verwendet kennt es bereits: Facebooks neue Suchfunktion, Graph-Search. Damit soll Facebook übersichtlicher werden, weil man gezielt nach Inhalten suchen kann. Allerdings verlieren unvorsichtige Benutzer durch die neue Funktion auch die Kontrolle über Bilder, in denen sie markiert sind. Die eigenen Privatsphäre-Einstellungen reichen nicht mehr, um die Fotos unsichtbar zu machen.

Die Idee hinter Graph Search ist ja ganz nett. Ich kann dort etwa gezielt nach Filmen suchen, die meinen Freunden gefallen.  Oder nach Fotos von Städten.

fotos of new york2

Soweit, so harmlos. Ich kann aber eben auch nach Fotos von Menschen suchen. Und da wird die Sache bedenklich.

Bislang konnte ich in meinen Privatsphäre-Einstellungen regeln, ob bestimmte getaggte Fotos von mir unsichtbar sein sollen. Unliebsame Party-Fotos oder sonstige Peinlichkeiten konnte ich somit verstecken. Ich hatte die Kontrolle. Hatte.

Denn mit Facebooks Graph Search liegt die Kontrolle nicht mehr bei mir, sondern bei jenen, die die Fotos ins Netz stellen. Frei nach dem Motto: Wenn du mir die Bilder nicht zeigst – deine Freunde tun es bestimmt.

Ein Beispiel: Jemand macht ein unangenehmes Foto, markiert mich darin, postet es auf Facebook und stellt es auf öffentlich. Selbst wenn ich dieses Foto in meinem Profil unsichtbar mache, ist es durch Graph-Search für alle ohne Probleme auffindbar.

Das sollte man nicht unterschätzen. Einer meiner Facebook-Kontakte – eine seriöse Journalistin – hat beispielsweise alle ihre getaggten Fotos (für mich) unsichtbar gemacht. Klicke ich ihr Profil an, sehe ich nichts. Wenn ich aber über Graph-Search nach Fotos von ihr suche, finde ich zum Beispiel das hier:

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Nun handelt es sich hierbei um eine Freundin, die Facebook auch beruflich nutzt. Klar möchte sie nicht, dass solche Fotos öffentlich werden. Das sind sie aber. Und zwar für alle. Der Grund dafür ist, dass der Inhaber das Foto öffentlich gepostet hat. Auch bei Fotos, die für “Freunde von Freunden” sichtbar sind, findet man so einiges, das über das eigene Profil unsichtbar bleibt.

Weil man nicht verhindern kann getaggt zu werden, kann man gegen Graph Search nur eines tun: Die Taggs entfernen. Sonst ist man darauf angewiesen, dass die Urheber der Bilder ihre Einstellungen ändern. Wenn besonders viele unliebsame Fotos auf Facebook sind, wird das zur Herkulesaufgabe.

Graph Search wird in Kürze für alle Facebook-User verfügbar sein. Die Kontrolle über unsere digitalen Daten wird somit weiter erschwert. Ein Weg, den Facebook bereits seit Jahren geht.

Danke Hanna Silbermayr für den Tipp

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6 Responses to Wie Facebooks neue Suchfunktion die Privatsphäre weiter aushöhlt

  1. Andreas says:

    Facebook aktiv nutzen, einen Blogpost über die Aushöhlung der Privatsphäre verfassen und beim Vorschlag es nicht (mehr) zu tun sich darauf rausreden “das sagt sich so leicht ;)”… ?!

    Verstehst du nicht, dass du das unterstützt indem du da weiterhin mitmachst?

    Zitat aus der Facebook-Datenverwendungsrichtlinie:
    “Deshalb teilen wir Informationen, die wir über dich erhalten, nicht mit anderen, es sei denn: wir haben dich darüber informiert, beispielsweise in diesen Richtlinien;”
    https://www.facebook.com/about/privacy/your-info

    Diese Richtlinien schon mal gelesen? Und verstanden?

    • Zu sagen “na dann verwende es halt nicht” ist ein Totschlagargument, passend für jegliche Kritik. Aber man stelle sich vor: Ich finde auch manche Straßenverkehrsregelungen schlecht, und trotzdem nehme ich am Verkehr teil.
      Ich möchte auf Soziale Netzwerke nicht verzichten und halte sie für wertvoll. Das heißt aber nicht, dass ich alles was dort passiert, jede Regelung, jede Neuerung automatisch gut finden muss.
      Übrigens: Max Schrems und seine Initiative Europe against Facebook sind auch auf Facebook – und die Klagen den Konzern rauf und runter. Verrückte Welt, gell?

  2. Andreas says:

    Du vergleichst jetzt einen Konzern der seine Regeln selbst macht mit demokratisch entstandenen Gesetzen der StVO ? Ernsthaft?
    Ich hab der StVO übrigens nicht persönlich zugestimmt – du stimmst den Facebook-Regeln aktiv zu.

    Sich über Regeln zu beschweren, denen man freiwillig(!) zustimmt finde ich halt seltsam.

    Das war das was ich sagen wollte… Das “Totschlagargument” war nicht beabsichtigt und ich verstehe auch, dass Facebook für dich als Journalisten wichtig ist.

    Und ich verteufle soziale Netzwerke nicht, im Gegenteil, die sind sehr wertvoll!
    Aber solange Millionen von Nutzer nach Facebooks Regeln spielen wird sich nichts ändern. Facebook hat nunmal seine Interessen.

    • Gut, das mit der StVo war ein schlechtes Beispiel. Hier ein besseres: Ich finde nicht alles gut, was Banken mit den Geldern von Anlegern machen. Trotzdem habe ich ein Konto. Freiwillig.

      Solange die echten Alternativen zu Facebook fehlen, ist man im seinem Handlungsspielraum eingeschränkt. Wer die Vorzüge dieses Netzwerkes haben will, muss eben zustimmen. Same goes for Google.

      Trotzdem darf – soll – muss man auf Missstände aufmerksam machen. Von alleine ändert sich nichts.

  3. Andreas says:

    Ja aufmerksam machen ist wichtig. Da bin ich bei dir. Das darf, soll und muss man!

    Mir würd’s schon reichen wenn die User zumindest 1x tatsächlich lesen wozu sie Ihre Zustimmung geben.

    Aber eine Frage zu deinem neuen Beispiel:
    Hast du die AGB bei Eröffnung deines Bank-Kontos auch nicht gelesen?

    • Scherzkeks
      Du meinst, ich sollte der Bank sagen, dass sie mein Erspartes nicht für xyz verwenden sollen, sondern nur für abc. Und wenn keine Bank dem zustimmt, dann soll ich halt die Kohle unterm Bett bunkern? 🙂

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